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Wohnungseingangstüren für das barrierefreie und selbstbestimmte Wohnen

Die Lebensqualität aller zu einem Haushalt gehörenden Personen kann deutlich gesteigert werden, wenn die Wohnungseingangstüren nicht nur schön, sondern auch passend zur Wohnsituation und den individuellen Bedürfnissen komfortabel und praktisch gestaltet sind.

Bild 1 zeigt eine Wohneingangstür aus hellbraunem Holz.
Bild 1: Wohnungseingangstür
Photo by OpenClipart-Vectors on Pixabay

So kann beispielsweise die Breite der Wohnungseingangstür maßgeblich über die Zugänglichkeit einer Wohnung für Rollstuhl- und Rollatornutzer entscheiden. Schwer zu öffnende Türen stellen für schwache Personen und Kinder oftmals eine Zugangserschwernis dar. So bringen barrierefrei gestaltete Wohnungseingangstüren Vorteile für alle Bewohner.

 

Was sind barrierefreie Wohnungseingangstüren

Bei einer Wohnungseingangstür handelt es sich um ein täglich benutztes Bauteil einer Wohnung. Sie wird benötigt, um den privaten Wohnraum von den für die Allgemeinheit genutzten Bereichen eines Wohngebäudes deutlich abzutrennen. Mit Hilfe des beweglichen, in der Regel aufrecht stehenden, Türflügels einer Wohnungseingangstür kann der Durchgang zur Wohnung entweder geöffnet oder verschlossen werden. Somit bieten Wohnungseingangstüren Schutz vor unerwünschten Einflüssen aus den für die Allgemeinheit genutzten Bereichen des Wohngebäudes (z. B. Lärm, Temperaturschwankungen) und eines unbefugten Zutritts in die Wohnung zur Wahrung der Privatsphäre.

Barrierefreie Wohnungseingangstüren:
Wohnungseingangstüren sind barrierefrei, wenn sie

a) ohne besondere Erschwernis, ein Öffnen und Schließen ermöglichen,
b) mühelos als solche erkannt werden und
c) ein ungehindertes und sicheres Durchschreiten bzw. Durchfahren gegeben ist.

Anforderungen an Wohnungseingangstüren

Für Wohnungseingangstüren gelten, unter Beachtung nachstehender Aspekte, die gleichen Anforderungen wie für Drehflügel- und Schiebetüren (siehe auch Webseite „Anforderungen an barrierefreie Türen – es gibt noch viele schwere Türen, die auch gern leicht geöffnet werden wollen“).

Im Bedarfsfall sollten an Wohnungseingangstüren auch Orientierungshilfen Berücksichtigung finden.

Allgemeine Anforderungen

 Die lichten Maße der Wohnungseingangstüren betragen:         a) Breite: mindestens 90 cm
b) Höhe: mindestens 205 cm.

💡 Die Türleibung der Wohnungseingangstür soll über eine Tiefe von nicht mehr als 26 cm verfügen, um Rollstuhlnutzer die Erreichbarkeit der Türbedienelemente zu ermöglichen.

Manuell zu betätigende Wohnungseingangstüren

Das Öffnen und Schließen eines manuell zu betätigenden Türflügels einer Wohnungseingangstür (in Form einer Drehflügel- oder Schiebetür) soll mit wenig Kraftaufwand möglich sein. Dabei soll die Kraft 25 N nicht überschreiten. Ist dies nicht möglich, sollte der Einsatz automatischer Türsysteme erfolgen.

Bedienelemente der Wohnungseingangstüren

  • Neben den nachstehenden für Wohnungseingangstüren zu berücksichtigenden Anforderungen, gelten weiterhin die Anforderungen für Türbedienelemente auf der „Webseite Anforderungen an barrierefreie Türen – es gibt noch viele schwere Türen, die auch gern leicht geöffnet werden wollen“.
  • An Wohnungseingangstüren müssen die Bedienelemente, wie beispielsweise Türklinken, nicht grundsätzlich in einer Höhe (Achsmaß) von 85 cm über Oberkante Fertigfußboden angeordnet sein.
  • Für Wohnungen, die für eine „uneingeschränkte Rollstuhlnutzung“ vorgesehen sind, beträgt die Anordnungshöhe für die Bedienelemente der Wohnungseingangstür generell 85 cm über dem Boden. In den Fällen, in welchen die Wohnung nicht für eine „uneingeschränkte Rollstuhlnutzung“ vorgesehen ist, ist eine Anordnungshöhe der Türbedienelemente zwischen 85 cm und 105 cm an der Wohnungseingangstür zulässig.
  • Auch die Anordnungshöhe für Taster zum Öffnen automatischer Wohnungseingangstüren soll 85 cm über dem Fußboden liegen.
  • Die Türdrücker und –griffe der Wohnungseingangstüren sollen funktionsgerecht und frei zugänglich sein. Ihr Abstand von Wohnungsausstattungen oder Bauteilen soll mindestens 50 cm betragen.
  • Die Bedienelemente für die Wohnungseingangstür sollen sich visuell im Farb- und Hell-/Dunkelkontrast von ihrem Hintergrund abheben (siehe Bild 2 unten). Eine Farbgestaltung von „Ton in Ton“ entspricht zwar den ästhetischen Empfindungen von Designern, erschwert die Auffindbarkeit der Türbedienelemente jedoch unnötigerweise.
Bild 2 zeigt eine rote Tür mit einem silbernen Türgriff.
Bild 2: rote Tür mit einem silbernen Türgriff.
Photo by Mabel Amber on Pixabay

Bedienelemente zur manuellen Türbetätigung

Die Türbedienelemente zum manuellen Öffnen und Schließen der Wohnungseingangstür sollen gut greifbar sein. Für Drehflügeltüren eignen sich u- oder bogenförmige Griffe. Für Schiebetüren sind senkrechte Bügelgriffe zu empfehlen (siehe Bild 3 unten). Dagegen sind eingelassene Griffe und Drehgriffe (Knäufe) schwer bedienbar und sollten daher grundsätzlich vermieden werden.

Bild 3 zeigt eine Glasschiebetür mit dunkelgrauem Rahmen und senkrechten Bügelgriffen.
Bild 3: Glasschiebetür mit dunkelgrauem Rahmen und senkrechten Bügelgriffen
Photo by OpenClipart-Vectors on Pixabay

Bedienelemente zur automatischen Türbetätigung

Für automatische Türsysteme sollten funktionsgerechte Taster mit einer Betätigungskraft von max. 2,5 N bis 5,0 N verwendet werden.

Weitere Anforderungen an die Bedienelemente zur automatischen Türbetätigung finden Sie unter „Anforderungen an barrierefreie Türen – es gibt noch viele schwere Türen, die auch gern leicht geöffnet werden wollen“.

Orientierungshilfen an Wohnungseingangstüren

 Die Erkennbarkeit der Eingangstürfunktion und deren Auffindbarkeit müssen mit Hilfe taktiler und visueller Orientierungshilfen gegeben sein.

Neben den nachstehenden Hinweisen zu taktilen und visuellen Orientierungshilfen an Wohnungseingangstüren finden Sie auf der Webseite: „Anforderungen an barrierefreie Türen – es gibt noch viele schwere Türen, die auch gern leicht geöffnet werden wollen“ weiterführende Informationen.

Taktile Orientierungshilfen

Die Wohnungseingangstüren und deren Funktion können anhand der eindeutig taktil gestalteten Türbedienelemente, gegebenenfalls auch der Zargen bzw. Türblätter, erkannt werden.

Visuelle Orientierungshilfen

Auch die Wohnungseingangstüren sollen visuell, ohne besondere Erschwernis, erkennbar und auffindbar sein. Hierzu eignet sich eine Gestaltung mit Farb- sowie Hell-/Dunkelkontrasten. So bilden beispielsweise dunkle Türblätter zu hellen Gebäudewänden einen guten Kontrast (siehe Bild 4).

Bildbeschreibung: Das Bild 4 zeigt eine dunkelfarbige Türklinke vor einem weißen Türblatt.
Bild 4 : Beispiel für selbstkontrastierende Bedienelemente zum Türblatt
© Mobilfuchs

Bewegungsflächen

 

  • Es ist grundsätzlich zu beachten, dass die Bewegungsflächen vor Wohnungseingangstüren von „barrierefrei nutzbaren Wohnungen“ und insbesondere „barrierefrei und uneingeschränkt mit dem Rollstuhl nutzbaren Wohnungen“ frei zu halten sind. Bewegungsflächen sind keine Abstellflächen für Gegenstände aller Art und dürfen daher nicht zweckentfremdet genutzt werden.
  • Für die Bewegungsflächen hinter der Wohnungseingangstür (wohnungsseitig) sind Abweichungen von den vorgesehenen Maßen für Bewegungsflächen an Drehflügel- und Schiebetüren zulässig. Um jedoch eine selbstständige Fortbewegung für Menschen mit Mobilitätshilfen (Rollator, Rollstuhl) zu ermöglichen, sollte diese 120 cm nicht unterschreiten.
  • Ausführliche Informationen zu Bewegungsflächen vor Türen finden Sie auf der Webseite „Anforderungen an barrierefreie Türen – es gibt noch viele schwere Türen, die auch gern leicht geöffnet werden wollen“.

Türschwelle

  • An den Wohnungseingangstüren sind Türschwellen und untere Türanschläge zu vermeiden. Sind sie aus technischen Gründen aber erforderlich, darf deren Höhe, gemäß DIN 18040-2

    1vgl.: DIN 18040-2:2011-09, Abs. 4.3.3.1 20 mm und gemäß des Entwurfs der E-DIN 18040-2:2023-02 10 mm, nicht übersteigen.

  • Für eine unbeschwerte Überrollbarkeit mit dem Rollstuhl oder Rollator sowie zur Minimierung einer Stolpergefahr, sind unabdingbare Schwellen an Wohnungseingangstüren abzuschrägen bzw. abzurunden.

  • Sind Türschwellen im Bereich der Wohnungseingangstüren unvermeidbar, so sollen sich diese in ihrem Farb- sowie Hell-/Dunkelkontrast (Kontrast mindestens 0,4) vom angrenzenden Fußbodenbelag eindeutig abgrenzen.

Türspion

Wird in der Wohnungseingangstür von Wohnungen zur „barrierefreien und uneingeschränkten Rollstuhlnutzung“ ein Türspion eingebaut, so muss dieser auch für den Rollstuhlnutzer (aus dem Sitz) nutzbar sein. Dies ist beispielsweise gegeben, wenn der Spion in einer Höhe von 120 cm über der Bodenoberfläche angeordnet wird.

Weitere hilfreiche Informationen zu Türspionen enthält unsere Webseite „Anforderungen an barrierefreie Türen – es gibt noch viele schwere Türen, die auch gern leicht geöffnet werden wollen“

Weglaufsperre

Neben den hier erwähnten normativen Anforderungen an Wohnungseingangstüren, kann es in Bedarfsfällen sinnvoll sein, eine ergänzende Weglaufsicherung vorzuhalten. Diese ist beispielsweise bei Kindern oder an Demenz erkrankten Familienangehörigen empfehlenswert. Ausführliche Informationen hierzu finden Sie auf der Webseite „Anforderungen an barrierefreie Türen – es gibt noch viele schwere Türen, die auch gern leicht geöffnet werden wollen“

Türbeschilderung

 

  • Nach DIN 18040-2 sind, den Wohnungseingangstüren zugeordnete, visuelle Beschilderungen (Namensschilder) in einer Höhe zwischen 120 cm und 140 cm über dem Fußboden (OFF) vorzusehen. Da die mittlere Lesehöhe bei 130 cm über OFF liegt, sollte die Beschriftung der Namensschilder vorzugsweise in diesem Bereich positioniert werden.
  • Die Beschilderung erfolgt in der Regel auf dem Türblatt der Wohnungseingangstür oder der Wohnung zugeordneten Klingel. Insbesondere, wenn visuell kontrastierend gestaltete Profilschriften für die Beschilderung verwendet werden sollten, empfiehlt es sich, für diese möglichst Wandschilder zu verwenden.
  • Die Anforderungen an die Türbeschilderung und deren Beschriftung, wie beispielsweise an die Schriftgröße und den Kontrast, finden Sie auf unserer Webseite „Anforderungen an barrierefreie Türen – es gibt noch viele schwere Türen, die auch gern leicht geöffnet werden wollen“

Automatisierte Türlösungen

  • Die Bedeutung von automatisierten Türlösungen rückt verstärkt ins Rampenlicht, da nicht nur die Optik und der Komfort, sondern auch die Barrierefreiheit bei Türen eine wesentliche Rolle spielen.
  • Automatisierte Türlösungen können Menschen mit Behinderungen ein leichtes Öffnen und Schließen der Wohnungseingangstür ermöglichen und ein sicheres Passieren gewähren. Sie erweisen sich jedoch auch im Familienalltag als äußerst praktisch. Helfen sie doch beispielsweise den Eltern, den Kinderwagen mühelos durch die Wohnungseingangstür zu schieben und Einkaufstaschen mit vollen Händen bequem in die Wohnung zu tragen.
  • Für eine individuell, sich gut eignende, automatisierte Türlösung, ist immer eine persönliche Fachberatung zu empfehlen, die sie u. a. im Fachhandel erhalten. Zum Erwerb von automatisierten Türlösungen und dessen fachgerechten Einbau können Sie sich auch an eine Schreinerei oder Tischlerei wenden.

Automatische Türantriebe

Automatische Türantriebe sollten sich einfach nachrüsten lassen. Damit stellen sie für bereits vorhandene Wohnungseingangstüren, insbesondere für Mietwohnungen, eine gute Nachrüstungsalternative dar.

Besonders für Menschen mit motorischen Beeinträchtigungen der oberen Extremitäten, die keine manuelle Türbetätigung gestatten, kann gegebenenfalls die Betätigung der elektrischen Türantriebe über App oder per Sprachsteuerung eine unkomplizierte und komfortable Lösung zum selbständigen Öffnen und Schließen der Wohnungseingangstür darstellen. Aber auch die Verwendung von Funktastern oder einer sonstigen Vorrichtung ist ebenfalls vorstellbar.

Motorschlosssysteme

Verhindern motorische Beeinträchtigungen von Hand und Fingern ein selbständiges Auf- bzw. Zuschließen von Wohnungseingangstüren, können Alternativen wie beispielsweise Funk- oder Zahlencodeschlösser Verwendung finden. Dabei unterstützen Motorschlosssysteme oder elektronische Schließzylinder eine behindertengerechte Handhabung. Nachdem die Tür ins Schloss gefallen ist, besteht die Möglichkeit einer automatischen Türverriegelung. Auf Wunsch kann die Tür, unter Verwendung von Hilfen, wie beispielsweise Funkschlüssel, Funkwandtaster, Funk-Fingerscan usw., wieder selbständig entriegelt werden.

Zusammenfassung:
   

Fazit

  • Wohnungseingangstüren sollten nicht nur über ein schönes Design verfügen, sondern sie müssen auch der Wohnsituation und den individuellen Bedürfnissen aller Bewohner einer Wohnung Rechnung tragen.
  • Wohnungseingangstüren sind barrierefrei, wenn sie von Menschen mit Behinderungen ohne besondere Erschwernis geöffnet und geschlossen werden können, mühelos als solche erkannt werden und ein ungehindertes und sicheres Durchschreiten bzw. Durchfahren möglich ist.
  • Zur Erfüllung dieser maßgeblichen Erfordernisse sind, sowohl an manuell, als auch an automatisch zu betätigende Wohnungseingangstüren, Anforderungen zu stellen. Dies betrifft nicht nur schlechthin die Türbreiten und -höhen sowie die zur Türbetätigung erforderliche Bedienkraft, sondern auch die Berücksichtigung notwendiger Bewegungsflächen für Rollstuhl- und Rollatornutzer.

Weiterführende Links zu vertiefenden Webseiten: 

© Mobilfuchs, 05.01.2024



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