Für seine Fortbewegung per pedes (zu Fuß) nutzt der Mensch die ihm gegebenen Sinne: den Hör-, Seh- und, für viele unbewusst, den Tastsinn. Deren Nutzung hängt offenbar nicht nur von den individuellen Fähigkeiten und Fertigkeiten ab. So ist es möglich, dass der eine oder andere Sinn bevorzugt, mehr oder weniger geschult, Verwendung findet. Dabei wird die menschliche Vielfalt deutlich erkennbar, über die wir dankbar sein können.
Leider leben wir in einer stark visuell geprägten Zeit, in der es scheint, als spielen der Hör- und Tastsinn nur eine untergeordnete Rolle. Ist es aber wirklich so? Oder bieten wir den Menschen, die vorzugsweise den Hör- und Tastsinn nutzen nur zu wenige gezielte Angebote, die ihnen die Mobilität erleichtern? In diesem Fall der Vernachlässigung müssen wir uns eingestehen, dass wir diese Menschen behindern.
Aus den oben genannten Gründen möchten wir mit dieser Website die Bedeutung des Tastsinns in Ihr Bewusstsein rücken. Wir würden uns freuen, wenn dieser wichtige Sinn in Zukunft wieder etwas mehr Beachtung finden würde.
Inhalt des Artikels
- 1 Wissenswertes über den Tastsinn
- 2 Entwicklung des Tastsinns
- 3 Die Haut
- 4 Aufnahme und Verarbeitung der Sinnesreize des Tastsinnes
- 5 Was eignet sich für die Aufnahme haptischer Informationen?
- 6 Was eignet sich nicht für die Aufnahme haptischer Informationen?
- 7 Experiment zur taktilen Wahrnehmungsempfindlichkeit
- 8 Fazit
Wissenswertes über den Tastsinn
💡 Eines der wichtigsten Sinne für den Menschen ist der Tastsinn. Mit seiner Hilfe gelingt es Informationen über die Umwelt aufzunehmen, diese richtig einzuordnen und dauerhaft zu verarbeiten.
Hierzu befinden sich in der menschlichen Haut eine Vielzahl von Rezeptoren, die Veränderungen in unserer Umwelt registrieren. Sie leiten die aufgenommenen Reize an das Gehirn weiter. Dort wird letztlich darüber entschieden, ob die mit der Haut wahrgenommenen Umwelteinflüsse als gefahrlos bewertet werden oder ob sie eine Gefahr darstellen. Das Streicheln gilt als die universelle Einheit für angenehme Berührungen, wie die Forschung zeigt. Entsprechend des Ergebnisses werden Reaktionen ausgelöst.
a) einer taktilen Wahrnehmung (passiv durch das Berührt werden), unterschieden werden.
b) einer haptischen Wahrnehmung (aktiv durch Berührung),
c) einer Schmerzwahrnehmung und
d) einer Temperaturwahrnehmung
Diese Wahrnehmungen stehen häufig in einer engen Verknüpfung mit anderen Sinneseindrücken. Daher können haptisch gewonnene Eindrücke z. B. auf visuelle Wahrnehmungen unmittelbar Einfluss nehmen. Werden beispielsweise Gegenstände visuell wahrgenommen, so ist es ohne Berührung – nur aufgrund gesammelter haptischer Erfahrungen – möglich, diesen Dingen Eigenschaften wie hart oder kalt zu zuordnen.
a) die Finger und Hände,
b) den Blindenlangstock oder
c) die Füße.
Entwicklung des Tastsinns
Mit folgendem Experiment kann man die Anordnungsdichte der Mechanorezeptoren testen. Hält man die Spitzen von zwei Bleistiften oder einem Zirkel im Abstand von ca. 5 mm an den Rücken einer Testperson, so wird diese, aufgrund der geringen Dichte von Mechanorezeptoren, nur einen Druckpunkt empfinden. Anschließend kann man den Abstand beider Spitzen solange erweitern, bis zwei Druckpunkte empfunden werden. Zum Vergleich führt man den Test an den Fingern oder der Zunge durch. Im Ergebnis wird stehen, dass man an der Zunge und den Fingern die beiden Druckpunkte mühelos bereits in einem Abstand von ca. 2 mm bis 3 mm wahrnimmt, während es am Rücken einen Abstand von ca. 6 cm bedarf. Beispiele für den kleinsten Abstand zweier Druckpunkte für eine getrennte Wahrnehmung: 1 mm Zungenspitze Mit dem nachstehend zitierten Auszug aus der Veröffentlichung „Die Erforschung der menschlichen Sinne“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, Referat Öffentlichkeitsarbeit, möchten wir die Bedeutung der Haut nochmals unterstreichen. Die überragende Bedeutung des Streichelns sollte keine Diese aus der Not geborene Känguru-Methode hatte Der Mensch verfügt über ca.300 bis 600 Millionen Mechanorezeptoren für den Tastsinn. Damit bilden die Mechanorezeptoren anteilmäßig die größte Gruppe von Rezeptoren in (dermalen Schichten) der Haut und reagieren dort auf Verformungen infolge von Berührungen. Die Mechanorezeptoren befinden sich nicht nur in der Haut, sondern ebenfalls in den Muskeln, Sehnen und Gelenken. Somit ist es uns möglich, unsere Position im Raum bestimmen zu können. Dabei unterscheiden sich die Rezeptoren für den Tastsinn in ihrer Funktion und Form. Bei den Mechanorezeptoren kann man zwischen verschiedenen Arten unterscheiden, die spezielle Aufgaben zu erfüllen haben. Zu diesen Arten gehören: a) Meissner-Körperchen, Die Meissner-Körperchen (Tastrezeptoren) findet man unter der Haut. Sie haben eine Länge von ca. 100 bis 150 Mikrometer und eine Breite von ca. 40 Mikrometern. Eine hohe Konzentration der Meissner-Körperchen findet man an den Fingerkuppen. In der Regel sind hier auf 1 mm2 bis zu 24 derartige Rezeptoren angeordnet. Dies gestattet uns, Unterschiede von 4 Mikrometern Größe der Oberflächenstrukturen wahrzunehmen. Weiterhin findet man diese Rezeptoren beispielsweise in der Haut von: a) unbehaarter Haut, Sie nehmen die Geschwindigkeit wahr, in welcher die Verformung an der Hautoberfläche durch eine Berührung erfolgt. Der Durchmesser von Merkel-Zellen (Tastrezeptoren) beträgt etwa 10 Mikrometer. Ihre Aufgabe besteht darin, eine zeitlich anhaltende Berührung zu registrieren. Die Merkel-Zellen befinden sich beispielsweise in der Haut von: a) Fußsohlen, Die Vater-Pacini-Körperchen (Druckrezeptoren) sind in a) der Unterhaut, anzutreffen. Sie können eine Länge von bis zu 4 mm und einen Durchmesser von etwa 1 mm erreichen. Ihre Aufgabe besteht in der Wahrnehmung von Vibrationen und Druckveränderungen. Die Ruffini-Körperchen verfügen über eine Länge von ca. 2 mm. Sie sind für die Messung der Stärke einer Dehnung verantwortlich. Diese findet man in der Haut (Lederhaut) auf der gesamten Körperoberfläche. Darüber hinaus sind diese Rezeptoren in den Wänden von Gefäßen, Bändern und Gelenken anzutreffen, wo sie für die Wahrnehmung von Dehnungsreizen verantwortlich sind. Jeder Rezeptor hat ein bestimmtes Hautareal (= rezeptives Feld) zu versorgen. Dabei kann die Größe der Areale unterschiedlich sein, was für die Wahrnehmungsempfindlichkeit maßgeblich ist. So ist beispielsweise vom Vater-Pacini-Körperchen, im Vergleich zum Meissner-Körperchen, ein viel größeres Hautareal zu versorgen. Umso kleiner das zu versorgende Hautareal ist, umso exaktere Informationen können wahrgenommen werden. In diesem Zusammenhang ist es uns möglich, in Körperbereichen, in denen beispielsweise viele Meissner-Körperchen und Merkel-Zellen angeordnet sind, detailliertere Informationen über Berührungen wahrzunehmen. Dies ist an den Handflächen und den Fußsohlen gegeben. Im folgenden Abschnitt finden Sie Erklärungen dazu, was sich für die Aufnahme haptischer Informationen für die Finger, den Blindenlangstock und die Füße eignet. Für die Finger a) Braille- und Profilschriften (siehe unten Bild 3); Für den Blindenlangstock und die Füße a) feste und widerstandsfähige Absperrsicherungen für Gefahrenstellen; Im folgenden Abschnitt finden Sie Erklärungen dazu, was ungeeignet ist für die Aufnahme haptischer Informationen für die Finger, den Blindenlangstock und die Füße. Für die Finger a) Eingravierungen; Für den Blindenlangstock und die Füße a) Gefahrenstellen, die lediglich mit Flatterleinen oder Ketten gesichert sind; Weiterführende Informationen: © Mobilfuchs, 09.06.2022
einfachste Aneignungsform – das „Begreifen“ – nicht mehr funktioniert.Die Haut
Experiment zur Feststellung der Dichte von Mechanorezeptoren
4 mm Lippe
31 mm Handrücken
9 mm Daumen
2 mm Kleinfingerspitze
68 mm Oberarm und Oberschenkel
54 mm Rücken „Hautkontakt kann Leben retten“
Überraschung sein. Denn schon lange ist bekannt, dass
Hautkontakt lebenswichtig ist und Leben retten kann. Ende
der 1970er Jahre sah sich eine Intensivstation im kolumbianischen
Bogota mit einer schweren Notsituation konfrontiert.
Die Sterblichkeit und die Krankheitsfälle bei den zu früh oder
zu leicht geborenen Kindern stiegen an, weil nicht genügend
Brutkästen und auch nicht ausreichend Personal zur Verfügung
standen. Also gingen die Krankenschwestern dazu über,
die Kinder jeden Tag für mehrere Stunden auf die Brust eines
Elternteils zu legen – mit so viel Hautkontakt wie möglich.
mehr Erfolg als erwartet. So konnten die Kinder in vielen
Fällen früher entlassen werden, weil es sehr viel weniger
Erkrankungen gab. Auch die Sterblichkeit der Frühchen sank
deutlich. Deshalb wird die Känguru-Methode mittlerweile
weltweit praktiziert und zwar nicht nur bei Frühchen. Gesunde
Neugeborene profitieren ebenso davon wie die Eltern.
Dank des intensiven Körperkontakts können Mütter – und
besonders Väter – schneller und leichter eine emotionale
Bindung zu ihren Kindern aufbauen.“ Mechanorezeptoren
b) Merkel-Zellen,
c) Ruffini-Körperchen,
d) Pacini-Körperchen. Meissner-Körperchen
b) Handflächen,
c) Fußsohlen,
d) Lidern,
e) Lippen,
f) Brustwarzen und
g) äußeren Genitalien. Merkel-Zellen
b) Fingerspitzen,
c) Handflächen,
d) Brustwarzen,
e) äußeren Geschlechtsorganen,
f) Lippen,
g) behaarter Haut und
h) unbehaarter Haut. Vater-Pacini-Körperchen
b) der Bauchspeicheldrüse,
c) der Harnblase,
d) den Sehnen und
e) den MuskelnRuffini-Körperchen
Hautareale
Erneuerung der Haut
Aufnahme und Verarbeitung der Sinnesreize des Tastsinnes
Was eignet sich für die Aufnahme haptischer Informationen?
b) Erhabene Strukturen für Bildzeichen (Piktogramme) und Reliefs;
c) variierende Oberflächen- und Materialstrukturen;
d) unterschiedliche Materialkombinationen wie Seide, Samt, Holz oder Pappmachee
b) ein Wechsel von Bodenbelägen
– Innenbereich: Fließen, Holz und Textilbeläge
– Außenbereich: Stein, Holz, Bodenindikatoren
c) Wechsel von Oberflächenstrukturen der Beläge: z. B. von glatten und fugenarmen Strukturen zu Rippen und Noppen Was eignet sich nicht für die Aufnahme haptischer Informationen?
b) Materialien die eine hohe Haftung aufweisen;
c) Sensortasten und Touch-Screens
b) Ausstattungselemente, die nur in Brust- und Kopfhöhe angeordnet sind und somit die Gefahr eines Unterlaufens besteht;
c) Bodenindikatoren die von Bodenbelägen umgeben sind, welche keinen ausreichenden Rauhigkeitskontrast zu einander aufweisen Experiment zur taktilen Wahrnehmungsempfindlichkeit
Fazit
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